Context

Ein bis zwei Mal wöchentlich berichte ich von meinen Ausflügen in die Natur und meiner Suche nach Fährten.

Dabei sind meine Gedanken geprägt von den Weisheiten eines alten Indianers von dem Tom Brown jr. in seinen Büchern berichtet (Grandfather).

Im Bewusstsein, daß unser Umgang mit der Natur so nicht weiter gehen kann, wenn wir unseren Enkeln noch eine Lebensgrundlage bieten wollen, versuche ich meine Sinne für die Natur und einen besseren Umgang mit ihr zu öffnen.

Da Deutsch nicht meine Muttersprache ist, bitte ich meine Rechstschreibfehler zu verzeihen.



Freitag, 24. September 2010

Der geheime Platz

Zitat vom Tom Brown jr. " Nature Observation and Tracking":
The weasel is always looking, always listening, always moving. This little cylinder of action-packed energy is like a terrestrial torpedo with cybernetic radar. It flows through the environment like a shadow and is ever-alert to the influx of stimuli. The weasel is scout and hunter per excellence of the animal world.

Ich hatte ein bisschen in den Kamana Samples gestöbert und war auf den Begriff "Secret Place" gestoßen, der wohl in Kamana 1 definiert wird. Ich fand die Idee ganz gut sich einen schönen Platz in der Natur zu suchen, den man regelmäßig und oft aufsucht. Man kann sicher sehr schön beobachten wie er sich mit der Zeit und den Jahreszeiten verändert. Ich stelle mir das als Platz vor in dem man Ruhe hat und sich alleine auf seine Kamana Aufgaben konzentrieren kann.

Mir kamen drei Plätze im Wald in den Sinn, die ich schon kannte. Der eine war sehr ruhig, mit Blick von einem Hügel auf unseren Bach, aber etwas weiter weg, daher nicht so einfach zu erreichen. Der zweite war am Waldrand wo ich öfter Eichelhäher und Meisen sehen konnte und auf der angrenzenden Wiese die Rehe, aber tagsüber eben nicht sonderlich ruhig. Der dritte war nach etwa 10 Minuten joggen und 80 Meter durch den Wald schleichen zu erreichen. Hier war Buchen- und Eichenwald, eine kleine, mit niedrigem Gebüsch bewachsene Lichtung (wo ich schon mal das "Dachs"-Loch gefunden hatte), auf der anderen Seite der Lichtung war Fichtenwald.

Als ich los lief war ich noch nicht sicher wohin, aber das regelte sich schnell. Die Bauern mähten die Wiesen, daher kam der zweite Platz nicht in Frage (zu laut). Also auf zu Nummer 3!

Ich schlich dann vom Waldweg die 80 Meter bis kurz vor die Lichtung, suchte mir einen Baum zu anlehnen und setzte mich auf meine Plastiktüte (in der ich von der Wiese Löwenzahn sammeln wollte - aber das hatte sich ja nun erledigt!). Wegen der vielen trockenen Blätter und meinen dick besohlten Laufschuhen war das herschleichen nicht so unauffällig wie gehofft gewesen. Egal, ich wollte eigentlich die Übungen für die erweiterte Wahrnehmung probieren. Ab und zu wurde es im Wald dann richtig schön still, keine Spaziergänger/Jogger/Walker, keine Motorräder, nur entferntes Vögelzwitschern. Das allein war schon toll! Ich roch den feuchten Waldboden, der nach Pilzen roch, hörte wie die Blätter des Ahorns zu Boden fielen und fühlte mich wohl und entspannt.

Ok, die Mücken, die waren wirklich lästig. An Arm und Bein stören die mich nicht, aber müssen die immer vor meinen Augen oder auf meiner Nase herumschwirren?!

Nach etwa zwanzig Minuten beschloss ich ein bisschen näher an die Lichtung zu schleichen. Mal auf allen Vieren probieren, die Blätter sind ja weich!

Ich suchte mir eine Buche am Rand der Lichtung unter deren Äste ich noch einigermaßen Sichtschutz genießen konnte. Ganz langsam schlich ich vor, ein bisschen ängstlich, dass mich etwas spitzes durch die Blätter stechen konnte. Daher ganz langsam das Gewicht verlagern und bei Zwicken noch mal das Knie oder die Hand anders platzieren.

Das ging erstaunlich gut, obwohl das Knirschen in den trockenen Blättern so nah am Boden mir sehr laut vorkam. Immerhin aber ein natürliches Geräusch!

Ich lehnte mich nun an die Buche und schaute die 20 Meter zurück wo meine Plastiktüte lag. Die Sonne schien tief im Westen zwischen den Baumstämmen und tauchte den Waldboden in ein goldenes Licht.

Ich hörte immer wieder Blätter fallen und ich glaubte irgendwo aus Richtung der Lichtung ein Eichhörnchen oder ein Vogel in den Blättern rascheln zu hören. Ich lauschte eine ganze Weile dem Rascheln. Plötzlich schien es näher zu kommen, konkreter zu werden. Ich konnte zunächst nichts sehen, aber es musste am anderen Rand der Lichtung sein. Immer wieder hörte ich ein Hopsen durch das Laub, ganz lässig, nicht eilig. Es kam langsam näher. Dann sah ich einen buschigen Schwanz. Ziemlich groß für ein Eichhörnchen! Nun auch ab und zu den Rücken über dem niedrigen Gebüsch der Lichtung. Inzwischen war es gerade mal 10 Meter entfernt schräg rechts hinter mir!
Ich musste meinen Kopf bis zum Limit drehen um es zu beobachten. Ich versuchte den Körper etwas zu drehen, aber dazu musste ich die Hände vom Laubboden nehmen - rascheln! Derweil hopste das Etwas im Gebüsch und schien irgendetwas aus der Spitze des Strauchs zu essen. Es war kein Eichhörnchen - vielleicht ein Fuchs, von der Größe her? Aber eher Kastanienbraun.

Nun lief es weiter. Mein Baumstamm versperrte mir die Sicht. Ich musste mich jetzt nach Links umdrehen und den Körper ein bisschen mitdrehen. Das Tier hatte offensichtlich jetzt was gehört - oder meine Witterung aufgenommen. Plötzlich kletterte es einen Meter am Stamm einer Eiche hoch und schaute mich direkt an. Jetzt konnte ich es klar erkennen. Das ist ja ein Marder!
Regungslos schauten wir uns eine Sekunde an, dann sprang er wieder runter und lief über den Waldboden außer Sichtweite.

Ich war fassungslos - wie war das möglich? Warum hatte er mich nicht bemerkt? Eigentlich war leichter Westwind, aber im Wald kaum zu spüren. Irgendwie hatte ich Glück! Und ich war ja ziemlich lange und leise an einem Platz in der Deckung geblieben, hatte genug Zeit die Gedanken beiseite zu legen und hatte mich auf die schöne Waldstimmung eingelassen. Ich glaube schon, dass es unheimlich viel ausmacht, mit welcher Stimmung man sich im Wald aufhält. Tiere haben für so etwas ein unheimliches Gespür.

Was mich noch interessierte - was hatte der Baummarder eigentlich gefressen? Ich ging die paar Schritte zu dem Gebüsch in der Lichtung: Brombeeren! Es waren noch einigen Schwarze am Strauch. Ich lies sie dran, vielleicht isst er sie ja auf dem Rückweg.

Ich machte mich nun auch auf den Weg nach Hause, meine Gedanken noch lange mit dieser Begegnung beschäfftigt.

Das war ein Erlebnis, dass ich so schnell nicht vergessen werde!

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